Die allermeisten Angler meiden und verfluchen sie: verkrautete Gewässer. Doch mit der richtigen Taktik erlebt Ihr wahre Sternstunden. Deutschlands bekannter Finesse-Experte Sean Perez wagt den Wurf ins Grüne und verrät, wie Ihr schicke Barsche aus dem Unterwasserdschungel lockt (Angeln im Kraut, wie angelt man im Kraut, Hindernisse beangeln wie, Krautstrategie, fangen im Kraut) …
Cover Fishing – Angeln im Kraut und in Hindernissen
Im Frühsommer, lange nachdem die ersten Sonnenstrahlen die Gewässer aus ihrem Winterschlaf geholt haben, kommt die Zeit des Krauts. Wie eine grüne Invasion erfolgt die Ausbreitung – bis der Gewässergrund an manchen Stellen nicht mehr zu erkennen ist. Dabei gibt es verschiedene Arten: Manchmal in Form eines dichten, schlickigen Teppichs. Manches Mal aber auch als undurchdringlicher Unterwasserdschungel mit zahlreichen, nach oben steigenden Krautfahnen oder als dichter Busch, der bis zur Oberfläche reicht.
Angeln im Kraut – ab geht’s!
Kommt Euch die folgende Situation bekannt vor? Kaum haben wir die ersten Würfe am Vereinsgewässer gemacht, hängt der Köder irgendwie fest. Ein paar kräftige Rutenschläge lassen uns zwar das lästige Tauziehen gewinnen, jedoch mit einem faden Beigeschmack. Als sich der Köder seinen Weg wieder Richtung Ufer bahnt, wundern wir uns plötzlich. Hängt da etwa ein langer, grüner Aal am Haken? Natürlich nicht – und nach näherem Hinsehen entpuppt sich der mysteriöse Schlängler als meterlange, wilde Krautfahne. Hastig entfernen wir das unerwünschte Gemüse und werfen den Köder wieder aus.
Doch nach wenigen Sekunden hängt unser Bait erneut. Jetzt gilt es, die Nerven zu bewahren und nicht aufzugeben. Verkrautete Stellen zählen nämlich zu den interessantesten Spots am Gewässer, wenn wir auf der Suche nach schicken Barschen sind. Gerade, weil viele Angler mit Kraut und Seerosen nicht zurechtkommen, meiden sie das Grünzeug ganz. Mit dem richtigen Tackle und einer durchdachten Krautstrategie können wir große Abschnitte befischen, die vor allem im Frühling und Sommer von den meistern Anglern weitgehend unberührt bleiben.
Natürliche Anziehung
Das Kraut bietet den Stachelrittern, aber auch zahlreichen anderen Fischen, gleich mehrere attraktive Vorteile. Während der Laichzeit nutzen Barsche das frische Grün, um ihre Eier daran abzustreifen. Hier finden die ungeschlüpften Nachkommen ausreichend Halt, sind gut vor gierigen Laichräubern geschützt und haben eine hohe Überlebenschance. Zudem finden Barsche im dichten Krautsalat Schutz vor größeren Räubern wie Hecht, Zander und Kormoran. Gleichzeitig nutzen die Streifenräuber das Kraut, um selbst nach einer Mahlzeit Ausschau zu halten.
Zieht eine unvorsichtige Beute vorbei, schnappt die Barschfalle blitzschnell aus dem grünen Hinterhalt zu. An warmen Sommertagen weiß der stachelige Räuber die üppigen Wasserpflanzen und Seerosen besonders gut zu schätzen. Während die heiße Sommersonne uns beim Fischen ins Schwitzen bringt, sucht er nach einem Unterstand und entscheidet sich nicht selten für den wohligen Schatten des dichten Unterwasserdschungels.
Angeln im Kraut – Die Krautstrategie
Um schicke Barsche aus dem Kraut zu locken, bedarf es der richtigen Montage samt passendem Bait. Bei der Wahl meines Gummis achte ich vor allem darauf, dass er ein schlankes Profil besitzt. Von meinem Köder erwarte ich, dass er leicht und widerstandslos durchs Kraut gleitet, ohne die lästigen Wasserpflanzen dabei aufzusammeln. Anhand dieser Eigenschaften setze ich regelmäßig auf Worms und frisierte Creature Baits beim Angeln im Kraut.
Tipp
Creatures lassen sich hervorragend tunen und können somit den aktuellen Gegebenheiten am Wasser optimal angepasst werden. Störende Fühler oder Tentakel sind mit dem Knipser schnell entfernt und steigern die Gleiteigenschaften des Gummis im Kraut.
Zutaten für den Salat
Zum Köder kommen noch zwei wichtige Komponenten hinzu: Haken und Blei. Um im Unterwasserdickicht überhaupt angeln zu können, ist eine Weedless-Präsentation mit Offset- oder Worm-Haken nötig. Diese spezielle Hakenform erlaubt es mir, den Köder nahezu kraut- und hängerfrei anzubieten. Ein entsprechendes Gewicht darf natürlich nicht fehlen, damit Ihr das schwere Gestrüpp durchdringt. Damit der Köder seinen Weg zum Gewässergrund findet, setze ich auf schwere Bullet oder Punch Weights. Auch sie haben eine schlanke, zugespitzte Form und dringen leicht durchs Kraut. Anstelle von Blei verwende ich Tungsten, bei uns auch als Wolfram bekannt. Es besitzt eine dichtere Masse als Blei und somit auch ein höheres Gewicht. Praktisch, denn kleinere Weights bedeuten weniger Widerstand auf dem Weg nach unten.
Tipp: Auffallen mit Rasseln
Kennt Ihr den Spruch:„Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“? So ähnlich geht es den Räubern im Kraut. Durch die hohe Pflanzendichte ist die Sicht teilweise stark eingeschränkt. Lediglich an den Krauträndern ist sie deutlich besser. Um den Barschen so richtig einzuheizen und eine gehörige Portion Orientierungshilfe zu verschaffen, verwende ich bei meinen Ködern gerne kleine Glasrasseln. Die Geräusche verraten den Standort des Köders und locken so die Gestreiften zielsicher zum Haken.
Den Anhieb im Kraut richtig setzen
Am Wasser angekommen, erspähen wir schnell ein interessantes Krautfeld. Neugierigmachen wir die ersten Würfe und – zack – nach kurzer Zeit spüren wir den ersehnten Einschlag in der Rute. Nichts Ungewöhnliches, aber jetzt geht es darum, den Anhieb richtig zu setzen. Beim Biss musst Du zwei Abläufe gleichzeitig ausführen: Du senkst die Rute leicht nach unten. So merkt der Fisch zunächst keinen unnatürlichen Widerstand, der Köder kann komplett eingesaugt werden und Du hast genug Strecke nach hinten, um den Anhieb sauber durchzukriegen. Währenddessen kurbelst Du die lose Schnur auf und bringst sie auf Spannung.
Der Anhieb ähnelt einer Art Streichbewegung. Hier verzichten wir auf harte, schnelle Bewegungen und lehnen uns zum Hakensetzen nach hinten in die Rute hinein. Durch die kontrollierte Bewegung treiben wir den Haken besser ins Fischmaul und verhindern, dass das schwere Bullet Weight eine unerwünschte Hebelwirkung erzeugt. Ist der Fisch sicher gehakt, muss er so schnell wie möglich an die Oberfläche. Lassen wir ihn erst nach unten abtauchen, sammelt er bei seiner Flucht viel Kraut ein und schlitzt im schlimmsten Fall aus. Nicht vergessen: Übung macht den Meister. Mit der Zeit wirst Du den Anhieb instinktiv richtig setzen, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Wenn Du diese Punkte befolgst, wirst Du Dich nach einem spannenden Drill über Deinen ersten Fang freuen können – mitten aus dem Kraut heraus.
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